„bist du schwanger?“, „ihr habt doch gar keine Kinder?“, „aber das fehlt dir doch dann bei der Rente?“, „zuhause kennt dich doch Jeder“.
Ich habe im vergangenen Jahr einen Entschluss getroffen. Für die Allgemeinheit scheint mir dieser eher noch unüblich – jedoch ist hier ein Bewusstseinsumstieg auf dem Vormarsch und ich für meinen Teil bin vollends überzeugt von seiner Sinnhaftigkeit.
Ich sehe mich als suchend, herantastend, vorsichtig- jedoch nicht untätig. Noch bevor ich meine Bewerbung abgeschickt habe wusste ich, das willst du mal nie werden. Das ist nun über 12 Jahre her. Was ich mal „werden“ will, weiß ich bis heute nicht – aber was ich mittlerweile weiß – ich will weniger von dem was ich täglich für jemanden Anderes tue und mehr davon, was ich für mich tun kann.
Ich habe meine Arbeitsstunden reduziert und kann dafür keinen üblichen Grund nennen. Kein Kind, kein Kegel, kein Lottogewinn – einfach keinen allgemein üblichen Grund – aber einen Guten, vielleicht sogar den Besten. Mein Grund bin ICH.
Wir alle kennen diese Sätze “ die Zeit vergeht wie im Flug, „schon wieder ein Jahr rum“, „um so älter man wird um so schneller vergeht die Zeit“. Dieses Empfinden entwickelt sich, sobald wir weniger lernen, weniger Neues erleben, weniger neugierig sind -weil uns das Alltägliche doch so normal, einfach und unspannend erscheint und sowieso alles immer trostloser daherkommt. Die Tage werden gleicher und gleicher und unsere Handlungen erfolgen überwiegend konditioniert. Wir funktionieren mehr als das wir leben – als das uns unser Sein belebt , der Alltag ein Genuss ist – uns die Sonne kitzelt, die Neugier packt, die Muße küsst …
Unser Lebensstandard, unsere Gewohnheiten, Lebensmittel… wir leben in einem System, welches finanzieller Mittel bedarf. Je nach Anspruch und Bedürfnissen braucht der Eine mehr, der Andere weniger. Doch was von alledem brauchen wir wirklich und darf es nicht hier und da ein bisschen weniger sein. Wer weniger braucht oder in der Lage ist hier und da Abstriche zu machen, bekommt am Ende vielleicht die Möglichkeit auch an seinen Arbeitsstunden etwas abzustreichen. Weniger Arbeitszeit bedeutet mehr Freizeit und mehr Freizeit, bietet vielerlei Möglichkeit der Neugestaltung.
Ich will mehr Leichtigkeit, mehr Freude, mehr Spontanität, mehr Entspannung, mehr Zeit um Dinge zu erledigen, ich will lesen und chillen und Dinge kreieren – ich will mehr Bewusstsein.
„Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen“
-ASTRID LINDGREN
Und DAS ist es woran mir besonders viel liegt, die gewonnene Zeit um einfach nur zu sein.
Die Seele baumeln lassen, in sich eintauchen – Fragen stellen, Gefühle kommen lassen, annehmen, auflösen – auf diesem Weg sich selbst ergründen… sich reinigen, mit sich selbst anfangen – sich lieben lernen… – ich will mehr von mir.
Nur der Blick nach Innen bietet die Möglichkeit im Außen etwas Neues zu schaffen.
Etwas Stimmigeres- etwas Herzzentriertes. Eine Alternative – ein Anfang, einen Weg … womöglich ein Seelenbusiness.
Ich habe hin und her gerechnet, überlegt und abgewägt und ja ich musste Abstriche machen. Und keine Frage, womöglich kann sich diese Entscheidung finanziell nicht jeder leisten – das ist mir bewusst. Aber womöglich gehörst du zu den Glücklichen, die diese Möglichkeit sehr wohl haben, diese jedoch einfach noch nicht in Betracht gezogen haben. Wenn ich in meinem Freundeskreis schaue, gehörte ich, auch vor meiner Teilzeitbeschäftigung, eher zum unteren Mittelfeld im Lohnvergleich. Ich habe nie zu den Spitzenverdienern gehört und es dennoch gewagt und bin sehr zufrieden mit meiner Entscheidung.
Mein Grund bin ICH – weil ich es mir wert bin – meine Lebenszeit kostbar und ich nutze sie nach und nach immer effektiver, liebender, lebendiger und bewusster. Wir alle sollten weniger arbeiten und mehr leben.
Ich freue mich auf eine Zeit voller mehr Bewusstsein. Eine Zeit in der Menschen Ihr Leben mit Dingen finanzieren, die sie lieben, die sie leben möchten – eine Zeit in der, der Begriff Arbeit abgelöst wurde durch ein Wort, was wir mit Zufriedenheit , Wohlsein- und Wohlstand verbinden und in der es NIEMANDEM genau an diesen an diesen mangelt.
Schaff dir Freiraum, lass wirken… und
#seiliebzudir
Hallo und Glückwunsch zu Deiner Entscheidung. Auch ich arbeite seit einigen Jahre „grundlos“ in Teilzeit. Herrlich! Es hat gedauert, bis das Hamsterrad-Gefühl weg war und ich wieder Freude am Spazierengehen oder einfach nur die Blätter anschauen hatte. Ich bin wie eine Irre durch mein Leben gerast. Habe es sozusagen abgelebt. Es ist ein heilsamer Teilausstieg geworden. Mache weniger für das System und mehr für mich. Klar, die Rente fällt geringer aus. Aber in meinem aktuellen Modus kann ich dafür entspannt bis 67 arbeiten.
Ein schöner Kommentar – herzlichen Dank dafür, Daniela. Schön, dass du einen guten Weg für dich gefunden hast und angekommen bist. Es ist tatsächlich gar nicht so einfach sich neu auszurichten und die neu gewonnene Zeit bewusst genießen und annehmen zu können. Freut mich sehr für dich und ich wünsche dir weiterhin ein freudiges Erleben und Bewusstsein. Herzliche Grüße.